Allerheiligen im Paulusjahr

(Entnommen der Homepage der Erzdiözese Wien – www.stephansdom.at)
Paulus bezeichnete die Christen als “Heilige”. Schon früh begann die Kirche “alle Heiligen” an einem einzigen Festtag zu feiern – zusätzlich zu den Feiern der einzelnen Märtyrer und der lokalen Heiligen. Im Gedenkjahr des Apostels rückt das paulinische Verständnis der Kirche als “Gemeinschaft der Heiligen” in den Blick.
Das Fest “Allerheiligen”, das seinen Ursprung im 4. Jahrhundert in der Osthälfte des Römischen Reiches hat, fasst “alle” Heiligen, Märtyrer und Apostel an einem einzigen Festtag zusammen.
Sie haben durch ihr Leben oder ihr Martyrium, so besagt es die Tradition der Kirche, Anteil am Erlösungsgeschehen Christi.
Paulus über die Getauften
Als “Heilige” bezeichnet Paulus alle, die getauft sind.
Um an der Erlösung teilzuhaben, müssen “die Heiligen” nicht gestorben sein. Vielmehr entspricht es dem kirchlichen Verständnis, dass alle Getauften “zu Christus zu gehören”, das heißt, sich als “Erlöste” verstehen.
Viele schöne und eindrucksvolle Formulierungen für dieses Erlöst-Sein hat bereits der Apostel Paulus verwendet oder erstmals geprägt. Die Getauften haben “Christus als Gewand angezogen”, sagt Paulus, sie sind “Neue Schöpfung” oder ein “Tempel, in dem der Geist Gottes wohnt”. Aber Paulus bezeichnet die Christen auch schlicht als “die Heiligen”. So zum Beispiel in seiner Anrede in dem Brief an die Korinther.
Eine Fülle von Bildern und Begriffen hat der Apostel für das neue Selbstverständnis der Getauften sozusagen aus der Taufe gehoben.
Gemeinschaft der Heiligen
Es fällt auf, dass Paulus die Heiligen nicht als einzelne Heilige anredet, sondern als Gemeinschaft. Ein berühmt gewordener bildhafter Vergleich unterstreicht diese Beobachtung: Die Getauften sind der “Leib Christi”, sagt Paulus im Ersten Korintherbrief, jeder einzelne ist ein Glied am Leib Christi: “Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen” (1 Kor 12,13).
Stärker kann man das neue Selbstverständnis und gleichzeitig die Zusammengehörigkeit der Heiligen nicht ausdrücken. Die Heiligen sind nach Paulus also keine bekehrten und getauften Individuen, sondern die Kirche – eine Gemeinschaft aufeinander verwiesener und für einander verantwortlicher Heiliger.
Der Apostel Paulus kann sich dabei auch zu der Mahnung hinreißen lassen, dass Heilige auch heilig leben sollten. Doch meint er damit nicht, dass Christen etwa durch ein frommes Leben Heilige werden könnten. Sie sind schon geheiligt – durch die Taufe und das ist unauslöschlich. Umso mehr fordert Paulus dazu auf, deshalb dem neuen Selbstverständnis als Heilige auch im Leben zu entsprechen. Und dabei ist die Rücksichtnahme auf die – wie Paulus sagt – “Brüder in Christus”, also die anderen Heiligen, besonders wichtig.
Allerheiligen im Zusammenhang mit Ostern sehen
Diese Gemeinschaft “aller” Heiligen bedenkt das Fest Allerheiligen. Im Kalender der östlichen, byzantinischen Kirche wurde dem Fest noch ein Platz in der Nähe von Ostern zugewiesen – am Freitag in der Osterwoche, später dann am 13. Mai. Das Osterfest, an dem das Erlösungsgeschehen in Christus gefeiert wird und die Osterwoche, in der die Neugetauften mit ihrem neuen, weißen Gewand bekleidet waren, unterstreichen das Selbstverständnis der Christen als Heilige.
Im westlichen Rom wird das Allerheiligenfest im 6. Jahrhundert übernommen und um 800 auf den heutigen Feiertermin, den 1. November, verlegt.